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Autofahren in Spanien. Ein Erlebnis für sich. Eine Mischung aus Kartfahren, Maßarbeit und immer feste drauf. Spanien lässt sich sehr gut mit einem Mietwagen erkunden. Vorausgesetzt, du bist für alternative Fahrstile offen.

Madrid oder Barcelona keinesfalls mit dem Auto erkunden. In einen Tornado zu fahren ist eine gleich gute Idee. Außerdem sind Parkplätze selten wie Gold und auch genauso teuer. Lieber das U-Bahn-Netz nutzen.

Autobahn – Geschwindigkeit ist relativ

Die Autobahn ist mit Abstand am unspektakulärsten. Gut ausgebaut und da auf 130 begrenzt, erinnert es mehr an eine gewöhnliche Überlandfahrt. Wäre da nicht das spanische Geschwindigkeitsverständnis.

Blaue Schilder werden grundsätzlich ignoriert. Da sie ohnehin nur ein gewisses Tempo empfehlen und nicht verbindlich vorgeben, wieso auch nicht.

Der Umkehrschluss, dass gültigen Schildern mehr Beachtung geschenkt wird, ist leider ebenso falsch.

Die meisten Autofahrer fallen in eine Kategorie, die ich den „Tempomatberserker“ nenne. Einmal auf 120 eingestellt und gut. Komme was wolle. Völlig unabhängig ob gerade 80, 100 oder tatsächlich 120 gefahren werden darf.

Eine sehr angenehme Fahrweise, die ich selbst durchaus empfehlen kann. Sollte widererwartend doch ein Strafzettel kommen, kein Grund zur Panik. Wenn du innerhalb von einer Woche bezahlst, kostet das Knöllchen nur die Hälfte.

Stadtverkehr – Die Durchquerung des Dschungels

Wenn du keine Bedenken hast, dir mit einer Machete den Weg durch den südamerikanischen Regenwald zu bahnen, dann bist du auch bereit für spanischen Stadtverkehr.

Für deutsches Verständnis geht es chaotisch zu. Chaotisch und sehr eng. Je nach Stadt kannst du nicht schneller als 30 fahren, weil die Breite der Straße es nicht zulässt.

In meiner Wahlheimat Granada sind einige "Straßen" sogar so eng, dass die Spiegel eingeklappt werden müssen, um durchfahren zu können.

Doch das ist nicht einmal das Gefährlichste! Parkhäuser sind noch schlimmer. Viel schlimmer.

Hier lernst du dein Auto wirklich kennen und wenn du es nicht innerhalb kürzester Zeit verstehst, dein Auto in Parklücken zu parken, in die es eigentlich nicht reinpasst, dann wirst du keinen Parkplatz finden.

Mach dir über Kratzer keine Gedanken. Der Spanier vertritt die Auffassung, dass erst Kratzer ein Auto authentisch wirken lassen. Für deutsches Autoverständnis schwer zu akzeptieren, ich weiß.

Kreisverkehr – Möge der Verrücktere gewinnen

Selbstverständlich sind Kreisverkehre Teil des Stadtverkehrs. Sie sind jedoch derart bizarr, dass ich ihnen einen eigenen Abschnitt widmen möchte. Zwar existieren in der Theorie Regeln für das Verhalten in Kreisverkehren, aber wie gesagt, in der Theorie.

Bevor du in einen Kreisverkehr fährst, stell dir folgende Frage: Was würde Rambo tun?

Obwohl es schlimmer als bei Mario Kart zugeht, passieren erstaunlich wenig Unfälle. Ein Mysterium, das ich bis heute nicht lösen konnte.

Für eine optimale Einfahrt in den Kreisverkehr hat sich folgendes Vorgehen bewährt. Ganz ganz langsam nach vorne rollen lassen, bis sich eine noch so kleine Lücke auftut. Und dann los! Augen zu und Gaspedal auf Anschlag.

Einmal im Kreisverkehr ist es am sichersten, die äußerste Spur zu benutzen. Das ist anderen Fahrern gegenüber zwar unpraktisch, weil du alle Ausfahrten blockierst, aber schließlich willst du ja ankommen und nicht nett sein.

Wenn du eine der inneren Spuren wählst, kann es bei vielen Autos im Kreisverkehr durchaus vorkommen, dass du zwei oder drei Runden drehen musst, bis du deine Ausfahrt erwischst. Zumindest, wenn man du Fahrstil nicht gewöhnt bist.

Natürlich ist Autofahren in Spanien nicht ganz so chaotisch wie beschrieben. Aber fast…

Kein Wunder also, dass die Anmeldung eines deutschen Autos dem in Nichts nachsteht.